TABU-BRUCH NR. 3 / Sexuelle Waffe
Nun wurde hier in der Vergangenheit viel gesagt und geschrieben ueber all die Dinge, die vom Westen aus geleitet werden und direkt oder indirekt den Bestand der IVR zumindest verlängern.
Auch über die Greueltaten aus der IVR wurde einiges berichtet, über Mord, über Folter, über Gewalt.
Nun kommen wir zu einem Thema, das für viele Iraner sehr unangenehm ist, weil den meisten direkt in die Wiege gelegt wurde, nur nicht zu sehr das „eigene Haus“ zu beschmutzen. Deshalb gibt es bestimmte Themen, über die weiss man zwar Bescheid, werden sie jedoch gern dezent ignoriert.
Weit ab von Mord und Folter, gibt es auch innerhalb der Gesellschaft ein grosses Manko, das man erschreckenderweise auch an einigen jungen in Europa aufgewachsenen oder gar geborenen Iranern beobachten kann. Hierbei sollte unnötig sein, extra zu betonen, dass es natürlich nicht generell um iranische Männer handelt, aber gewisse Tendenzen einfach nicht zu übersehen sind. Und in bestimmten Fällen ist sehr auffällig, dass ein gewisses krankhaftes Verhalten, besonders starken Frauen gegenüber, nicht rein zufällig von Herren aus islamisch geprägten Ländern kommt. Dabei möchte ich mich nicht einmal auf Moslems als solche reduzieren. Denn die Erfahrung zeigt, dass man noch so sehr seine Distanz zum Islam betonen kann, aber gewisse Reflexe selbst bei manch grösstem Islamkritiker durchschimmern und die Niederträchtigkeit Frauen gegenueber, die nun mal vorrangig in islamischen Ländern vorzufinden sind, doch nicht nur am Zufall hängen kann. Oh nein, damit will ich mit Sicherheit den europäischen Mann nicht von allem freisprechen und ihn als „gentleman par excellence“ hinstellen. Auch da gibt es natürlich grosse Unterschiede. Genauso auch wie bei den Damen.
Dennoch ist es allerhöchste Zeit, dass dieses unangenehme Thema des Schweigens, das manch Herren in Rage bringen wird und manch iranischer Dame doch zu peinlich ist, um es öffentlich an den Pranger zu stellen, endlich einmal ausgesprochen wird:
Es geht um den direkten oder indirekten Versuch, einer Frau, die man aus welchen Gründen auch immer, schlecht oder mundtot machen will, unter die sexuelle Guertellinie zu gehen. Es kann in der Form sein, dass man sie als Schlampe betitelt, die angeblich mit jedem x-beliebigen Mann oder gar Deutschen ins Bett geht, oder ihr wird sexueller Frust unterstellt, oder sie zeige einen zu tiefen Ausschnitt, oder Iranerinnen seien grundsaetzlich alles Schlampen, weil Mann ja schon Erfahrungen mit ganzen zwei Iranerinnen haette. Hierbei kommt sehr deutlich in Erscheinung: egal, wie das PRIVATE Sexualleben einer Iranerin aussehen mag, manche Herren finden immer einen Grund, um sich verbal Gedanken „zwischen ihren Beinen“ zu machen. Besteht da bei ihnen selbst etwa ein riesen Defizit? Wie dem auch sei…
Manche Herren dieser Gattung verpassen dabei keine Gelegenheit, sich als besonders „tolerante und demokratische“ Zeitgenossen zur Schau zu stellen – jene versuchen dann dieses primitive Spiel auf etwas verstecktere Art zu spielen. Hierbei zeigt sich die besondere Primitivität, weil man bei diesen Herren nicht mal die Entschuldigung anbringen KÖNNTE, sie seien eben durch das Regime innerhalb des Landes so indoktriniert. Umso schlimmer, wenn sie es aus ihrer primitiven Erziehung offensichtlich selbst nach einem ganzen Leben in Deutschland nicht geschafft haben, sich von bestimmten abartigen Eigenheiten zu lösen. Die Gründe für diese aeusserst primitive Haltung auch unter bestimmten jungen Iranern kann unterschiedliche Hintergründe haben. Nicht selten ist es aber der Frust, dass Mann sich darüber ärgert, warum iranische Frau nicht automatisch mit iranischem Mann liiert sei – natürlich ohne sich jemals ernsthafte Gedanken gemacht zu haben, ob man dieses
1. ueberhaupt so allgemeingültig behaupten kann
und
2. es vielleicht auch ein wenig an gewissen Herren dieser Gattung selbst liegen könnte.
Auffällig dabei ist auch, dass seltenst das Thema, warum iranische Männer sich lieber eine nicht-iranische Frau auswählen, oder diese gar heiraten, zum Problemfall deklariert wird.
Weiterer Hintergrund fuer sexuell verbale Belästigungen besteht u. a. auch darin, wenn sich gewisse Herren weder verbal noch argumentativ inmitten einer Diskussion halten können. Deshalb ist es wohl kaum ein Zufall, dass gerade starke Frauen oft mit dieser niveaulosen Art der Diffarmierung konfrontiert werden, was umso mehr die Verzweiflung und Ohnmacht bestimmter schwacher Männer zeigt. All dies resultiert sehr wohl aus einer jahrzehntelang falschen Erziehung, die natürlich durch das faschistisch-frauenfeindliche Regime im Iran extrem untermauert wird. Dabei kann man durchaus ein Gegner des Regimes sein, das heisst aber nicht IMMER automatisch, dass gewisse Herren nicht gelegentlich auch mal diese Art der Erniedrigung gegen eine Frau ganz gern mal anwenden. Was dabei weiterhin auffällig ist, dass sich nicht selten iranische Frauen bei solchen Themen vornehm zurückhalten. Ist es die heimliche Freude, eine „Konkurrentin“ ausgeschaltet zu haben? Oder gar die Angst, selbst in den Strudel der sexuellen Vernichtungsstrategie zu geraten – und aus dieser Angst heraus, sich lieber herauszuhalten??
Ist es nicht (natürlich im Vergleich nur sozusagen ein „Klacks“), aber dennoch: ist es nicht genau DIESES SCHWEIGEN der Mehrheit, die damals Iranerinnen Tag für Tag, Stück für Stück ein wenig mehr Freiheit genommen hatte? Waren es nicht Männer, die Frauen ihre Rechte wegnahmen, und jene Frauen, die danebenstanden und SCHWIEGEN, wenn eine Frau erniedrigt wurde???
Aber es scheint eine gewisse Angst unter Iranerinnen zu herrschen, zu sehr als „Emanze oder Feministin“ zu gelten. Im Gegenteil: Frau versucht oftmals, eingeschoben in einem „unauffälligen“ Nebensatz, sicherzustellen, dass sie NICHT „so eine“ ist (also weder Emanze, aber ganz besonders nicht so eine „Billige“, die…. na, wir wissen wohl schon, was gemeint ist). Dabei kann ich jede einzelne Iranerin beruhigen: man braucht durchaus keine „Emanze“ zu sein, die hinter allem Übel „den Mann“ sieht. Es reichte einfach aus, sexuelle Unverschämtheiten gegen Frauen nicht stumm stehenzulassen und entsprechende Konsequenzen daraus zu ziehen. Sprich: NORMAL MENSCHLICHES VERHALTEN!
Dabei möchte ich betonen, dass europäische oder gar nordeuropäische Männer mit Sicherheit auch nicht selten unverschämt werden, oder mal über die Stränge schlagen. Dennoch fällt schon auf, dass tendenziell der Nordeuropäer zwar vielleicht mal unverschämt wird, aber selten die Frau als billiges Sexobjekt bzw. unter der sexuellen Guertellinie geht, um sie „ruhig zu stellen“. Und WENN das doch mal passiert, dann sind mind. 4-5 Frauen sofort da, diese Frau zu unterstützen. Alles immer nur ein Zufall? Ich hätte doch gern eine realistischere Begründung für dieses Verhalten.
Nun gehen wir mal einen Schritt weiter: immerhin kann man sich in freien Ländern als Frau noch irgendwie zur Wehr setzen. Umso unverstaendlicher jedoch, dass dieses unter Iranerinnen noch immer solch ein Tabu-Thema darstellt. Die Frage ist aber, mit wie vielen alltäglichen Unverschämtheiten und sexuellen Erniedrigungen, selbst wenn sie nur in verbaler Form stattfinden, müssen sich wohl manch Iranerin im Iran begnügen? Dort, wo sie sich nicht mal laut zur Wehr setzen kann, weil sie mit ein wenig Pech bald selbst auf dem Anklagestuhl sässe, weil sie die armen Männer auf das schmutzige Thema Sex brächte.
Auf jeden Fall ist es an der Zeit, es offen zu erwähnen, dass es KEIN Kavaliersdelikt ist, Frauen mit Dildos zum Schweigen bringen zu wollen oder sonstwie in ihre sexuelle Privatsphaere einzudringen, indem sie sich mal sicher ein wenig zu viele Gedanken um den Freund/Partner/Mann derjenigen machen. All dies zeigt, dass der religioese, selbst wenn nur unterschwellige, Kleingeist, gewisse männliche Köpfe noch nicht verlassen hat. Eines ist absolut klar: solche Methoden sind primitiv und niedertraechtig, selbst das Schweigen darueber! Und es ist kein Kavaliersdelikt, aber zeigt umso deutlicher, auf welch geistigem Niveau solche Herren sich befinden.
Interessanterweise empfand man einen Fall in umgekehrter Weise doch als, sagen wir mal, mehr als unangenehm. Dieser Fall, wo ein Mann zum sexuellen Nichts degradiert wurde, hat sehr gut gezeigt, wie empfindlich MANN doch ploetzlich reagieren kann.
Zu allerletzt sei jedoch fairerweise auch erwaehnt, dass es auf der anderen Seite auch iranische oder nicht-iranische Männer gibt, die sich bei solchen Delikten sehr wohl einmischen und gar eine Art Fremdscham empfinden. Diese Herren sind der Grund, warum man niemals alle in einen Topf werfen sollte – aber ueber jene, die sich auf diese Weise geoutet haben, nicht weiter schweigen sollte.
Ein freies Iran, ein freies Volk, Demokratie oder was auch immer sich die Iraner schlussendlich wünschen, wird keine Chance haben, wenn bei erstbester Gelegenheit, Frauen, die gewissen Männern ein Dorn im Auge sind oder ihnen überlegen erscheinen, verbal sexuell erniedrigen zu wollen – weil sie damit lediglich eines erreichen:
Das Ziel der ECHTEN FREIHEIT erst viel spaeter, wenn ueberhaupt, zu erreichen.
Aber allen voran: sich selbst zu erniedrigen und ihr primitiv denkendes Hirn zur Schau zu stellen!
Als Schlussatz fuer alldiejenigen, die sich bereits ab Mitte meines Artikels echauffieren sollten, sei gesagt, dass dieser Artikel nur einem Grund zu verdanken ist:
Jenen Herren, die meinen, zu diesen primitiven Mitteln greifen zu müssen.
Guten Tag,
Shir o Xorshid
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