Wie im Kommentarbereich eines anderen Threads angekündigt, möchte ich hier ein neues Thema eröffnen, welches so auf diese Weise recht selten in den Vordergrund kam, aber meiner Meinung nach bitter nötig ist.
Als Bill kürzlich in diesem Thread
https://shiroxorshid.wordpress.com/2011/01/02/die-andere-seite-irans/#comments
ein Video postete über iranische Frauen im Protest gegen den Schleierzwang, erinnerte es mich an ein Gespräch mit Nasrin Amirsedghi, einer Regimekritikerin, die sich schon weit vor mir mit jenen Themen beschäftigte, und mir etwas sagte, was mir merkwürdigerweise bis heute nicht aus dem Kopf ging. Es ging damals um den Fall eines jungen Iraners, dem das lächerliche Regime ein Kopftuch aufzwang, um seine „männliche Ehre“ zu besudeln und ihn vor der ganzen iranischen Nation lächerlich zu machen. Wie lächerlich sich einzig und allein das Regime selbst damit machte, muss ich wohl nicht erwähnen. Das, was aber dieses Mal so besonders erschien war, dass iranische Männer im Ausland sich freiwillig ebenfalls ein Kopftuch aufsetzten und diese Bilder und Filme durchs Netz jagten, um ihrem Landsmann ihre Solidarität zu bekunden und zeitgleich dem Regime den Wind aus den Segeln zu nehmen. Eine wunderbare Aktion, wie nicht nur ich, sondern wohl viele Menschen weltweit fanden. Und dennoch, es blieb ein bitterer Nachgeschmack, den damals Nasrin sehr gut auf den Punkt brachte: sie wollte keineswegs den anderen die Freude über jene gelungene Aktion nehmen, erklärte sie. Dennoch sei sie sauer, und sie schwor damals, dass sie diesen einen Punkt irgendwann auch zur Sprache bringen würde. Ob sie es je tat, weiss ich nicht. Aber ich möchte es hier und heute an ihrer Stelle tun, weil mich das Video von Bill genau an ihre Worte von damals erinnert:
WARUM HABEN DAMALS SELBIGE UND ÜBERHAUPT DIE MÄNNER NICHT DIESELBE SOLIDARITÄT IHREN FRAUEN GEGENÜBER GEZEIGT, ALS MAN IHNEN MIT ZWANG UND STRAFANDROHUNG DIESES HÄSSLICHE STÜCK STOFF ÜBERSTÜLPTE ALS WÄRE DER WEIBLICHE KOPF GERADEZU EINE KRANKHEIT VOR DER MAN BEWAHRT WERDEN MÜSSE?
Ok, Nasrin drückte es zugegebenermassen nicht ganz so krass aus, aber sie hätte heute wohl nichts gegen meine artikulierte Frage einzuwenden. Tja, warum eigentlich? Warum sind nicht viel viel mehr Frauen damals auf die Strassen gegangen, um ihre Landsfrauen zu unterstützen? Und vor allem, warum haben so viele iranische Männer so getan, als wäre es nicht gerade das grösste Problem für Frauen, ein Kopftuch aufzusetzen und nicht wirklich Wert, diese mit jedem Schritt zu unterstützen? Warum sind die Männer nicht mit auf die Strassen gegangen, um sie notfalls zu beschützen, wenn ihnen Schläge angdroht werden würde auf den Strassen? Und warum haben so viele Männer, wenn sie schon Angst hatten, auf die Strasse zu gehen, um zu demonstrieren, sich nicht wenigstens verbal Gehör verschafft? Warum ist es so einfach gewesen damals kurz nach der Revolution, die nun sehr stark erkennbaren Ziele der islamischen Regierung, nämlich die Frau direkt wieder unter ein Stück Stoff und hinterm Herd zu bringen und bestenfalls als Massengebärmaschine zum Einsatz zu bringen, nicht vehement von den iranischen Männern beklagt und bekämpft? Was, es gab Männer, die es taten? Aber sicher doch gab es sie. Nur wieviel Prozent machten sie damals aus, um von „den Männern“, nämlich einer Mehrheit oder wenigstens der Hälfte sprechen zu können? Ein Grundproblem der erfolgreichen Entwicklung und Durchsetzung GEGEN die Frau hat genau DA damals angefangen. Nun gut, die Vergangenheit lässt sich bekanntlich nicht ändern. Aber hier und heute, zumindest im freien Ausland: wieviele Aktionen, die wirklich wirksam gewesen wären, haben von iranischen Männern im freien Westen stattgefunden, die die Zwangsverschleierung und Zwangskopftuchisierung zum Thema des Protests und Skandals gemacht hätten und ein DEUTLICHES Zeichen gesetzt hätten, dass sie STRIKT GEGEN JEDE VERSCHLEIERUNG ihrer iranischen Schwestern seien? Hmmm…. viel fällt mir dazu nicht ein. Ganz im Gegenteil, mir fallen eher Geschichten und Anekdoten ein, die mir weissmachen sollten, dass so ein Kopftuch nun nicht sooo dramatisch schlimm sei. Und ich sage: DOCH, IST ES! Es ist eines der erniedrigsten Symbole, die es für Frauen gibt. WEIL sie mit diesem Symbol der Frau suggerieren wollen, dass sie bestenfalls zweitklassig sei. Und NUR, wer ein islamisiertes Dreckshirn hat, würde in meiner Aussage die Aussage einer „Emanze“ sehen. Denn genau solche dummen Aussagen sind es, die eines der Hauptprobleme des Islams und der Situation der iranischen Frau im Iran im wahrsten Sinne des Wortes verschleiern wollen oder als zweitrangig betrachten. Diese Zwangsverschleierung war deutlich der erste wesentliche Schritt zur Katastrophe im Iran, weil es weder heute noch jemals „nur ein Stück Stoff“ war.
Aber damit nicht genug. Ca. 3 Jahrzehnte später, die Morde und Schläge gegen Zivilisten werden inzwischen nicht mal mehr versucht, geheimzuhalten und finden öffentlich am hellichten Tage statt (nun gut, nicht, dass sie es damals nicht auch täten), und es kommt die Idee, dass dank der Revolution vielleicht auch langsam in nächster Zeit der Schritt kommen sollte, dass Frauen anfangen, ihren SChleier und ihrer Kopftücher abzusetzen, und schwups, gibt es eine riesen Diskussion. Nein, nicht etwa darüber, dass es vielleicht doch noch zu gefährlich sein könnte (obgleich „Mann“ ja genau weiss, dass selbst das Tragen eines grünen Bandes am Finger mit dem Evin-Aufenthalt enden konnte). Nein, der Vorwurf ging von manchen aus der Position, dass „sich vielleicht manche Frauen dann NACKT fühlen würden“. Ach herrjemineh, was sind wir für ein Volk geworden, das sich nun nach „erfolgreichen“ 3 Jahrzehnten Islamdiktatur selbst im freien Westen unsereins einreden will, dass Frauen sozusagen „den Schleier“ bräuchten. Nein, nicht alle Frauen. Aber man sorgte sich eben um jene welche. Dabei war nie die Rede von alle Frauen, selbst aus den tiefsten Dörfen, sollten, müssten, hätten jetzt und sofort den Schleier/Kopftuch absetzen, sondern es war lediglich der Gedanke, dass dieses der nächste, erhebliche SChritt sein könne – wobei die Iranerin IM IRAN selbstverständlich den Zeitpunkt dafür zu bestimmen hätte.
Man sieht also auch hier, dass die Indoktrination des Islams mitsamt dem Kopftuch so weit vorgedrungen ist, dass sich manch Iraner mehr „Sorgen“ um das „Nacktheitsgefühl“ einer Iranerin macht (besonders lächerlich dann, wenn man nicht wenigen Iranerinnen direkt an der Stirn schon regelrecht ablesen kann, dass sie nichts lieber täte als das, sich nur beugt aus (verständlicher) Angst) als diese Idee einfach mal reifen zu lassen und – wenn der Zeitpunkt von Iranerinnen vor Ort bestimmt würde, 100 und 1000%ig dahinterzustehen und weltweit Werbung dafür zu machen und weltweit ihre Solidarität zu erklären. Wieder stand ich als Iranerin, die das Glück hatte, in Freiheit leben zu dürfen, ausserhalb eines SChlachtringes und musste traurigerweise beobachten, dass WIEDER gewisse iranische Männer die Frauen im Stich liessen, bevor die Frauen überhaupt wagten, diesen einen, aber sehr bedeutsamen Schritt zu wagen.
Nur lasst Euch gesagt sein: Die ECHTE IRanerin WILL frei sein, will KEIN Kopftuch, keinen Schleier und fühlt sich auch nicht nackt ohne das hässliche Gewächs um sie herum. Und WENN sie das tut, WENN sie sich nackt fühlen sollte, dann NUR, ich betone, NUR deshalb, weil gewisse Herren (und selbst einige Frauen) der islamischen Drecksschöpfung ihr mit allen verbalen und nicht-verbalen Mitteln oder wenigstens mit schmutzigen Blicken das Gefühl geben, sie sei NACKT und von daher eben eine „Schlampe“. Eine Frau, die inmitten einer nicht verschleierten Gesellschaft lebt, fühlt sich nicht nackt. Nur „freiwillige“ Kopftuchträgerinnen, wie man sie auch im Ausland sieht, die mögen sich nackt fühlen. Aber warum? Eigentlich aus genau demselben Grund. Weil man ihr seit jeher in ihrem Umfeld das Gefühl vermittelt hat, sie sei erst dann eine „ehrbare“ Frau, wenn und überhaupt…
Die Frage ist nur: selbst wenn Ihr Herren der Schöpfung noch so sehr gegen die IVR seid, noch so sehr gegen Islam, noch so sehr gegen die Unterdrückung. Aber Ihr begeht Verrat an Euren iranischen Landsfrauen, wenn IHr nicht AKTIV alles dafür tut, dass der Schleierzwang aufhört bzw. wenn Ihr auf die eine oder andere Weise Schleier und Kopftuch als „freiwilliges“ Etwas anseht und die negative Symbolik damit entschärft. Das gilt im übrigen für Iranerinnen im Ausland ganz genauso. Auch davon gibt es genügend, die zwar dagegen und überhaupt sind… aber mehr im Schweigen auffallen als sonst etwas. Auch IHR, lieben Damen der iranischen Schöpfung, zeigt damit Euren Verrat gegen die Iranerin im Iran. Und wenn es nur ein dummes Gelaber ist, über „die Frau hat das Recht auf ihr Kopftuch…“. Ihr verratet damit JEDE IRanerin, die heute im Evin sitzt oder sonstwie ihr gequältes Dasein führt und eben NICHT dieses STück Stoff aufsetzen möchte!
Guten Tag,
Shir o Xorshid
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