Norouzetan Pirouz! Happy New Year 2570!
Ich wünsche allen Iranern und Iran-Interessierten, allen Mitkämpfern und jenen, die es in Zukunft noch werden wollen, ein Frohes Neues Jahr 2570!
Nach langem Überlegen habe ich mich entschlossen, diesen einen Artikel zum Norouz zu veröffentlichen. Da dieser Artikel mein vorläufig letzter sein wird, muss ich leider zum Norouz-Thema auch gleich eine schlechte Nachricht anschliessen, da ich mich in der Pflicht fühle, meinen Lesern, die sich vielleicht hier und da schon gefragt haben mögen, warum es so ruhig geworden ist auf diesem Blog, mitzuteilen, dass ich mich auf unbestimmte Zeit von diesem Blog und politischen Themen zum Iran zurückziehen werde.
Dieser Entschluss ist mir nicht leichtgefallen, ganz im Gegenteil. Und es mag sich für den einen oder anderen „feige“ anhören, gerade in diesem Moment meinen Kampf zu beenden. Und ich gebe zu, es ist ein egoistischer Entschluss von mir. Nachdem ich seit geraumer Zeit mehr und mehr körperliche Beschwerden und Schmerzen bekommen habe; anfing Alpträume über Vergewaltigungen und Jagdszenen auf mich als Iranerin zu haben; im Kampf um die Wahrheit immer wieder Menschen verletzen musste, um das auszusprechen, was nicht auf ewig zu tabuisieren ging, weiss ich, dass das „iranisch-islamische“ Gift sich in mein Hirn eingepflanzt hat. Ich lebe seit geraumer Zeit in zwei unterschiedlichen Welten – die meinige, in der Farben, Natur und das Leben und die Würde selbst im Vordergrund stehen – und diese andere Welt, die jede Farbe ins Schwarz, jede Natur in den Erdboden stampfend und jedes freudige Leben in den Tod reissen will – und den nicht Getöteten jegliche Würde rauben will. Ich habe lange Zeit versucht, diese beiden konträren Welten in mir zu vereinen. Kraft und Energie schöpfen aus meinem recht guten Leben, um ein wenig dieser Kraft und Energie jenen zu vermitteln, die aus schicksalshaften Gründen in dieser anderen Welt hineingeboren sind. Die Wahrheit ist: Ich habe keine Kraft mehr. Ich habe keine Energie mehr. Und ich muss wählen: wählen zwischen meinem Leben oder mein Opfer, ein Dasein zu führen, dessen Niedergang unumgänglich ist und eines Tages in diesen tiefen dunklen Brunnen reissen wird, aus dem man sich von allein nicht mehr wird befreien können. Mein Versuch, beides miteinander zu verbinden, ist gescheitert. Und ich habe mich für das Leben entschieden. Für mein Leben. Und ja, dieses Mal darf man mir zurecht vorwerfen, dass es nur um mich geht. Es ist wahr, es geht um mich und um mein Leben. Es geht um die Menschen in meinem Umfeld, die mich um meinetwillen lieben und denen ich für so lange Zeit meine volle Aufmerksamkeit verwehrte und auch sie immer wieder verletzte – weil sich meine Gedanken um die Freiheit der Iraner kreisten, während ich manches Mal die Menschen in meinem Leben, die ich über alles liebe, im Stich liess – oder zumindest nicht so für sie da war wie sie es sicherlich verdient hätten.
Und ich bin nicht mehr bereit, unter einem Schleier der ewigen Traurigkeit und islamischen Verdammnis zu verharren, denn zu sehr habe ich den Wert meines Lebens zu schätzen gelernt. Lange Zeit habe ich mich dagegen gewehrt, immer wieder brachte mich das Gewissen in mir dazu, unsere iranischen Opfer nicht im Stich lassen zu können, weiterzumachen. Über die Jahre habe ich aber jegliche Energie für diesen Kampf verloren – aus unterschiedlichen Gründen. “Um mein Leben zurückzugewinnen, muss ich vergessen, dass ich Iraner bin.” So etwas in der Art sagte mir eines Tages ein guter persischer Freund von mir. Nun muss auch ich vergessen, dass ich Iranerin bin, weil auch ich mein Leben zurückhaben möchte. Ein Leben, das mich alles, was es mir bietet, in all seiner Schönheit, wieder sehen lässt.
Mein Herz wird niemals aufhören, für die freiheitskämpfenden Iraner und Iranerinnen, zu klopfen. Aber meine Seele muss sich von Iran entfernen.
Denn ich habe nur dieses eine Leben. Und ich habe nicht erreichen können, dass sich mehr Iraner und besonders Iranerinnen, sich unserem Kampf anschliessen. Wir hätten so vieles erreichen können. Wir hätten eine enorme Macht aufbauen können. Dass wir es nicht geschafft haben, haben wir uns selbst zu verdanken. Das Schweigen zu vieler Iraner und insbesondere Iranerinnen im Ausland ist für mich unerträglich geworden. Ich kann heute auf keinen Fall sagen, dass ich stolz darauf bin, eine Iranerin zu sein. Im Gegenteil, ich empfinde Scham für das überdimensionale Schweigen meiner Landsfrauen im Exil. Denn die, die laut rufen und aktiv sind, das sind in der Tat jene, die zu einer kleinen Minderheit gehören. Wir haben viel von Rechten und Respekt geredet. Aber wie weit ist die in Freiheit lebende Iranerin bereit, zu gehen, damit wir alle gemeinsam vom Recht und Respekt profitieren – oder die Iranerin in der alten geschundenen Heimat dieses Recht überhaupt erhält? Ich war über viele Jahre bereit, einen hohen Preis zu zahlen für den gemeinsamen Kampf. Aber ich bin nicht mehr bereit, den Kampf mit einer absoluten Minderheit für so viele feige und bequeme Landsleute im Ausland zu führen. Dazu ist mein eigenes Leben einfach zu wertvoll.
FREIHEIT FÜR IRAN!
Mit grössten Dank vom Herzen an meine Leser und Mitkämpfer, die mir und somit selbstverständlich der iranischen Sache treu geblieben sind. Ich werde weiterhin die Möglichkeit offenlassen, dass hier Kommentare oder eigens geschriebene Artikel gepostet werden können, wenn gewünscht. Und für alle Interessenten, die weiterkämpfen wollen, empfehle ich die Links rechts in meinem Blog, die gute Aufklärung über Iraner und Iran betreiben.
Norouzetan pirouz mit Dank an Eure Neujahrs-Glückwünsche,
Eure
Shir o Xorshid
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